echo-Interview mit Prof. Björn Rasch, Professor of Cognitive Biopsychology and Methods an der Universität Fribourg
Herr Rasch, Sie forschen zum Thema Schlaf. Auf ihrer Website steht, dass Gedanken und Emotionen unseren Schlaf beeinflussen. Können Sie uns den Zusammenhang erklären?
Wir Menschen sind gut darin, unseren Schlaf zu verschlechtern. Wir machen uns Sorgen, haben Ängste und tragen traumatische Ereignisse mit uns herum. Erinnerungen und Zukunftsbedenken beeinflussen den Schlaf stark. Wenn ich beispielsweise am nächsten Tag einen frühen Flug habe, schlafe ich eher schlecht oder wache sehr früh auf. Allein der Gedanke, diesen frühen Flug erreichen zu müssen, führt dazu, dass bestimmte Hormone vermehrt ausgeschüttet werden. Deshalb schlafe ich schlechter. Mentale Inhalte – Sorgen, Absichten, Ängste und Pläne – haben einen starken Einfluss auf den Schlaf und dieser Einfluss kann negativ, aber auch positiv im Sinne einer Schlafverbesserung sein.
Wird die Bedeutung des Schlafens unterschätzt?
Grundsätzlich ja. Zwar wird die Bedeutung des Schlafs heute höher eingeschätzt als noch vor 30 Jahren, wir gehen bewusster mit Faktoren wie Ernährung, Bewegung und Schlaf um. Zudem nutzen viele Menschen Schlaf-Tracker, was früher nicht möglich war. Schlaf hat also an Bedeutung gewonnen, allerdings auf noch immer niedrigem Niveau. Die Bedeutung des Schlafs wird auch heute noch zu wenig wahrgenommen.
Was prägt unser Schlafverhalten?
Schlaf und Schlafverhalten sind sehr individuell. So sorgen unsere Gene für ein grosses oder ein kleines Schlafbedürfnis und unsere Veranlagungen führen dazu, dass wir eher schnell oder eher langsam aufwachen. Aufgrund dieser Individualität gibt es keine allgemeingültigen Tipps zur Schlafverbesserung, denn solche Ratschläge sind immer nur für einige richtig, aber nicht für alle. Zudem prägen Erfahrungen – von der Kindheit bis zum aktuellen Lebensalter – unser Schlafverhalten. Schlaf reagiert immer als erstes auf Unstimmigkeiten oder Probleme und ist somit ein Frühindikator für Belastungen.