Fachartikel von Kirsten Rehage, April 2020

Das Coronavirus – Was wir machen können, um unsere seelische Gesundheit zu erhalten

Der Alltag wird aktuell vom Coronavirus geprägt - und die damit verbundenen Nachrichten sind meistens schlecht. Es kann von einem Corona-Blues gesprochen werden, der die meisten Menschen im Griff hat. Das Vermeiden von sozialen Kontakten führt zu Isolation, was auch Ohnmacht, Hilflosigkeit und Angst zur Folge haben kann. Eine Entwicklung, die sich negativ auf die seelische Gesundheit auswirkt. 

Mental Health Europe (größtes unabhängiges Netzwerk von Nutzern, Fachkräften und Dienstleistungsanbietern im Bereich der psychischen Gesundheit) hat darauf aufmerksam gemacht, dass es in dieser Ausnahmesituation wichtig ist, sich nicht nur um die körperliche, sondern auch um die seelische Gesundheit zu kümmern. Eine gute seelische Gesundheit und ein positives Wohlbefinden können helfen, besser mit der Bedrohung durch das Virus und der damit verbundenen Unsicherheit umzugehen.

Folgende, von Mental Health Europe veröffentlichte Tipps, tragen dazu bei, die seelische Gesundheit zu erhalten:

1. Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen
Glaubwürdige Informationsquellen sind der Schlüssel, um Angst und Panik zu vermeiden. Eine Beschränkung auf Informationen aus offiziellen Quellen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist dabei hilfreich. 

2. Limits für Nachrichten zum Coronavirus setzen
Das ständige Lesen von Nachrichten und Social Media-Feeds über das Coronavirus kann Sorgen und Verzweiflung verstärken. Eine übermäßige Belastung durch Medienberichte sollte daher vermieden werden. Das Setzen von Grenzen, was die Anzahl der Nachrichten, die gelesen, gehört oder gesehen werden, fördert die Konzentration auf den Alltag und auf die Lebensbereiche, die man selber beeinflussen kann. Die WHO rät, sich um sachliche Informationen zu bemühen, vor allem um praktische Schritte zur Vorbereitung und zum Schutz der eigenen sowie der Gesundheit anderer. 

3. Auf sich selbst achten
Auf sich selbst achten, bedeutet in diesen Zeiten, sich auf das zu konzentrieren, was man selber in der Hand hat und kontrollieren kann (z.B. angemessene Hygiene), anstatt auf die Dinge, die man nicht beeinflussen kann (z.B. das Virus stoppen). Das Beibehalten der täglichen Routine und gewohnter Aktivitäten ist gut. Ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Dinge tun, die Spaß bereiten, sind hilfreich. Die Mental Health Foundation empfiehlt unter anderem, die Situation auch als Chance zu sehen – beispielsweise indem man endlich wieder einmal genug schläft.

4. Kontakt halten und andere Menschen im Umfeld unterstützen
Mit Familie, Freunden, Bekannten und Kollegen in Kontakt zu bleiben, z.B. durch Telefonate oder Videotelefonie, kann Stress reduzieren. Der Austausch und die Unterstützung vermitteln ein Gefühl der Sicherheit. Anderen Menschen in diesen Zeiten zu helfen, ist für den Unterstützten gut und gibt dem Unterstützenden ein gutes Gefühl.

5. Hoffnungsvoll bleiben und positiv denken
Sich auf die positiven Dinge im Leben zu konzentrieren, ist hilfreich. Die WHO empfiehlt, gezielt nach Informationsquellen zu suchen, die positive Nachrichten von Menschen aus der Region ver-breiten, beispielweise von Menschen, die am Coronavirus erkrankt waren und wieder genesen sind. Oder Geschichten über Menschen, die jemanden während des Genesungsprozesses begleitet ha-ben und bereit sind, ihre Erfahrungen zu teilen.

6. Die eigenen Gefühle anerkennen
In der aktuellen Situation ist es ganz normal, starke emotionale Reaktionen zu zeigen. Gefühle der Überwältigung, Stress, Angst oder Traurigkeit gehören dazu. Es ist wichtig, diese Gefühle zuzulassen, sie wahrzunehmen und auszudrücken. Ein Tagebuch schreiben oder sich mit anderen darüber unterhalten, sind zwei Möglichkeiten hierfür. 

7. Sich Zeit nehmen, um mit Kindern über das Coronavirus zu sprechen
Kinder brauchen, genau wie Erwachsene, Hilfe im Umgang mit Stress. Gleichzeitig müssen wir sie vor der „Corona-Hysterie“ schützen. Wichtig ist es, Kindern Fragen zu beantworten und Fakten zum Virus verständlich zu erklären. Auch Kinder haben in diesen Zeiten Sorgen, hierfür müssen Eltern ein offenes Ohr haben und ihnen eine Extraportion Zuneigung, Aufmerksamkeit und Unterstützung zukommen lassen. Eltern sollten ihren Kindern Sicherheit vermitteln und ihnen zu verstehen geben, dass es ok ist, traurig zu sein. Hilfreich ist es, einen positiven Umgang mit der Stresssituation vorzuleben, damit sie von einem guten Beispiel lernen können.

8. Professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen
Die aktuellen Schutz- und Präventionsempfehlungen sind zwingend zu befolgen. Wem das nicht ausreicht, sollte sich überlegen, bei einer professionellen Beratungsstelle Unterstützung zu suchen oder sich mit anderen Betroffenen austauschen. 

Es gibt viele Möglichkeiten, die Ängste vor dem Virus in den Griff zu bekommen und die eigene seelische Gesundheit, die von Freunden und Familie zu schützen und zu pflegen. Daran zu denken, dass diese Pandemie vorbeigehen wird und es Hilfsangebote gibt, kann hilfreich sein. Eine positive Einstellung trägt dazu bei, die seelische Gesundheit in Zeiten wie diesen zu schützen.

Zur Person
Kirsten Rehage
Head Care & Claims Management elipsLife Germany & Austria

Fachartikel «Das Coronavirus - Was wir machen können, um unsere seelische Gesundheit zu erhalten.»

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