Fachartikel von Kirsten Rehage, Head Care & Claims Management elipsLife Deutschland, Oktober 2019

Psychische Erkrankungen – ein Volksleiden

Psychische Erkrankungen – ein Volksleiden

Psychische Erkrankungen – ein Volksleiden

Psychische Erkrankungen – ein Volksleiden

Der 10. Oktober gilt weltweit als internationaler Tag der psychischen Gesundheit. Der Tag wurde 1992 vom Weltverband für psychische Gesundheit (WFMH) gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. Das diesjährige Schwerpunktthema lautet „Suicide prevention“. Was viele nicht wissen, ca. 10.000 Menschen in Deutschland versterben jährlich infolge eines Suizids. Die Zahl der Suizidversuche ist schätzungsweise 15- bis 20-mal so hoch. Die Mehrheit der Menschen, die Suizid begehen oder einen Suizidversuch unternehmen, hat vorher unter einer psychischen Erkrankung gelitten. Dabei haben sich psychische Erkrankungen in den letzten 20 Jahren zu einem Volksleiden entwickelt, welches jedoch behandelbar ist. 

Jeder kann im Laufe seines Lebens psychisch erkranken. Statistiken zeigen, dass das Thema mehr Menschen – als allgemein angenommen – betrifft. 

Entstehung von psychischen Erkrankungen
Psychische Erkrankungen entstehen durch ein Zusammenspiel individueller Faktoren. Sowohl biologische Faktoren (z. B. Veranlagung) als auch psychologische Einflüsse (z. B. geringes Selbstvertrauen, Traumatisierungen) und soziale Aspekte (z. B. soziales Netzwerk, Arbeitssituation) spielen eine Rolle. Hinzu können noch kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse (z. B. Arbeitsplatzunsicherheit) kommen. Dauerhafter Stress kann ebenfalls zu psychischen Erkrankungen beitragen. Grundsätzlich ist die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht oder Bildung. 

Stigmatisierung hat abgenommen
Frauen sind mehr von psychischen Erkrankungen betroffen als Männer. Sie sind diesbezüglich sensibler in der Wahrnehmung und suchen früher einen Arzt auf. Hinzukommen oftmals auch Faktoren wie das „unter einem Hut bekommen“ von Familie und Beruf. 

Grundsätzlich hat die Stigmatisierung Betroffener abgenommen, sodass sie heute offener mit ihrer Erkrankung umgehen. Jedoch kommt es auch heute noch vor, dass psychische Erkrankungen oder Störungen lang nicht erkannt werden – weder von dem Betroffenen noch von seinem Umfeld. Dies führt dazu, dass Betroffene erst spät die richtige Hilfe und Unterstützung erhalten. Dies nicht selten erst dann, wenn ein psychischer Zusammenbruch oder sogar ein Suizidversuch eingetreten ist. 

Veränderte Wahrnehmung der Betroffenen
Sich in die Lage eines Betroffenen hineinzuversetzen, ist für Familie und Freunde von Betroffenen schwer bis fast unmöglich. Betroffene nehmen ihre Welt anders wahr als Gesunde. Was ein Betroffener empfindet, lässt sich nicht so einfach beschreiben wie Kopf- oder Magenschmerzen. Die Umwelt wird komplett anders wahrgenommen. Sie fühlen sich überfordert, weniger belastbar, manchmal auch als Versager, sind traurig, gereizt und verspüren eine innere Leere. Dazu kommt, dass sich Betroffene einer Gesellschaft, in der vielmals der Erfolg und die Anerkennung alles sind, nicht mehr angehörig fühlen. Das trägt dazu bei, die Erkrankung sich nicht selbst einzugestehen oder zu verleugnen. Oft werden Bemühungen angestellt, sich über einen gewissen Zeitraum „zusammenzureißen“ und das wirkliche Empfinden zu überspielen. Nicht selten wird dabei auch durch Ausreden und Lügen versucht zu verheimlichen, wie stark die Belastung ist. Dauerhaft ist es meistens allerdings nicht möglich, da dieses Verhalten viel Kraft und Energie kostet.

Umgang mit Warnsignalen 
Obwohl psychische Erkrankungen sowie damit verbundene krankheitsbedingte Fehlzeiten in den letzten Jahren zugenommen haben, besteht im Umgang im beruflichen und privaten Bereich hiermit große Unsicherheit.

Warnsignale werden meist im näheren Umfeld beobachtet. Hierzu zählen oftmals Schlafstörungen, stärkere Gewichtszu- oder -abnahme, Konzentrationsstörungen, Interessenverlust an früher wichtigen Dingen oder sozialer Rückzug. Werden mehrere Warnsignale über einen längeren Zeitraum beobachtet, stellen sich Angehörige häufig die Frage „Was soll und kann ich tun?“. Hilfreich ist es, sich zu informieren und einen Arzt zu Rate zu ziehen. Den Betroffenen selber fällt es in der Regel schwer, sich selbst Hilfe zu holen. Weiter heißt es „Geduldig bleiben“. Der Umgang mit psychisch Erkrankten ist eine Herausforderung. Nicht selten haben es Angehörige mit einem komplett anderen Menschen zu tun. Wichtig ist, sich nicht vom Betroffenen abzuwenden, sich dabei jedoch auch nicht selber zu vergessen. Hilfreich kann ein Netzwerk aus Freunden und Bekannten sein, die unterstützen, aber auch Selbsthilfegruppen für Angehörige.

Eine psychische Erkrankung ist nichts, was schon wieder weggeht, wenn man sich nur genug bemüht. Darum sind „schlaue Ratschläge“ wie „Reiß Dich mal zusammen“ kontraproduktiv. Dem Betroffenen Mut zu machen, ihn zu motivieren, ernst zu nehmen sowie Hoffnung zugeben, ist dagegen von enormer Bedeutung.

Verlauf von psychischen Erkrankungen 
Psychische Erkrankungen sind gut behandelbar, wenn Warnsignale frühzeitig anerkannt und eine medizinische Intervention erfolgt. Fehlt dies, kommt es in vielen Fällen zu einer Chronifizierung, also einer dauerhaften Erkrankung. Damit verbunden sind lange Arbeitsunfähigkeitszeiten, und im schlimmsten Fall kommt es sogar zu einer krankheitsbedingten Frühverrentung. 

Manchmal haben die Betroffenen jegliche Hoffnung verloren. Das kann mit Suizidgedanken verbunden sein, die nicht selten in einem Suizidversuch bzw. Suizid münden.  

Psychische Erkrankungen in der Zukunft
Laut den neuesten Meldungen nimmt die Anzahl der psychischen Erkrankungen bei jungen Menschen stark zu. Forscher befürchten einen weiteren Anstieg. Als Ursache hierfür werden, neben wachsendem Leistungsdruck und geringerer Scheu vor Stigmatisierung, auch die geänderten Lebensgewohnheiten der 18-25-Jährigen angesehen. Es handelt sich dabei um eine Generation, die keine Ruhe kennt. Smartphones geben den Rhythmus vor – häufig ohne Pause.

Auch haben Globalisierung, Digitalisierung und Deregulierung in der Vergangenheit zu einer Zunahme der psychischen Beanspruchung geführt. 

Steigerung der mentalen Resilienz
Um psychischen Erkrankungen vorzubeugen, ist die Stärkung der mentalen Resilienz – also der psychischen Widerstandskraft – ein entscheidender Faktor, denn wer über eine gute Widerstandskraft verfügt, kann krank machenden Entwicklungen aktiv gegensteuern. 

Die Widerstandskraft ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Was den einen aus der Bahn wirft, kann für den anderen eine Herausforderung sein. 

Konflikten und Problemen auf Augenhöhe zu begegnen und das Beste daraus zu machen, kann man erlernen. Nützliche Tipps hierzu sind: In Krisensituationen optimistisch sein, sich auf die Aufgabe und nicht auf die Situation fokussieren, in der Situation objektiv sein, aktiv sein und Verantwortung übernehmen, soziale Kontakte pflegen und Dinge mit Humor nehmen.

Fazit
In der Tat, eine psychische Erkrankungen kann jeden treffen. Sich hierüber bewusst zu sein, ist schon ein entscheidender Faktor, um vorzubeugen. Prävention ist das zentrale Moment. Hier sollte jeder einzelne für sich Verantwortung übernehmen. Auch Arbeitgeber sind in der Pflicht. Die Auswirkungen für ihn sind nicht zu unterschätzen, sind psychische Erkrankungen immer häufiger ein Grund für Fehlzeiten. Bei der Reduzierung kann das elipsLife Care Management unterstützen. Es umfasst präventive und reintegrative Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers zugeschnitten sind.

Zahlen und Fakten

  • Psychische Erkrankungen sind Hauptgrund für die Zahlung einer Erwerbsminderungsrente von der Deutschen Rentenversicherung.
  • Psychische Erkrankungen sind zweithäufigster Grund für Krankschreibungen. 
  • Die Zahl der Krankheitstage wegen psychischer Erkrankungen hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt.
  • Mindestens jeder 3. Arbeitnehmer erkrankt während seines Arbeitsle-bens an einer psychischen Erkrankung. 45% der Erkrankten sind dabei zwischen 18 und 35 Jahren alt. 
  • Die durchschnittliche Dauer psychisch bedingter Krankschreibungen ist dreimal so hoch wie bei anderen Erkrankungen.
  • Laut Statistik erfüllt mehr als jeder vierte Erwachsene in seinem Leben die Kriterien einer psychischen Erkrankung.
  • Die ökonomischen Kosten psychischer Erkrankungen belaufen sich für alle Staaten der Europäischen Union auf rund 600 Mrd. €.

 

Wer ist elipsLife?
elipsLife ist mehr als eine Versicherung. Die Tochter von Swiss Re bietet mit ihrer kollektiven Arbeitskraftsicherung eine Kombination aus Gruppen-Berufsunfähigkeit und Care Management. Mit dem Care Management wird der Arbeitgeber durch präventive und reintegrative Maßnahmen unterstützt, seine Mitarbeiter gesund zu halten und somit Kosten durch krankheitsbedingte Fehlzeiten zu verringern. 

Zur Person
Kirsten Rehage
Head Care & Claims Management elipsLife Deutschland

Psychische Erkrankungen – ein Volksleiden

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