Fachartikel von Lucas Müller, CEO elipsLife Deutschland, Februar 2018

Halte Deine Fachkräfte

Brummende Wirtschaft, volle Auftragsbücher und sprudelnde Gewinne – deutsche Unternehmer frohlocken und wollen die Zahlen auch 2018 weiter steigern. Konjunktureller Optimismus und Wachstum dominieren. Doch auch die stärksten Motoren kapitulieren bei angezogener Handbremse. So sind knappe Ressourcen Grenzen des Wachstums. Der Fachkräftemangel entwickelt sich immer mehr zu einem entscheidenden Faktor in der Unternehmensplanung.

Personaler sind gefordert, das Mitarbeiter-Soll zu definieren und die Lücke zum aktuellen Stand mit Neueintritten zu schließen. Was früher Standardprozedere war, wird bei Vollbeschäftigung zum schier unüberwindbaren Hindernis. Personalverantwortliche sehen sich plötzlich mit einer strategisch höchst anspruchsvollen Aufgabe konfrontiert. Sie zu lösen bedarf einer breiteren, innovativen Denkweise.

Breit, weil es eine zweite Komponente zu beachten gilt. Beinahe jeden zweiten festangestellten Arbeitnehmer zieht es auf den Arbeitsmarkt. Es lockt die Aussicht auf mehr Verantwortung, mehr Perspektive und mehr Gehalt. Diese im Rahmen des Bewerber Index Q4 2017 durchgeführte Erhebung des Personalberaters Michael Page lässt aufhorchen. Es scheint, als dränge die Diskussion um den „Kampf um Talente“ die Mitarbeiterbindung in den Hintergrund. Steigen mehr und mehr Arbeitnehmer auf das Jobkarussell auf, verschärft dies jedoch den bereits akuten Fachkräftemangel im Unternehmen. Denn neben den vakanten Stellen sind auch die abwandernden Kräfte zu ersetzen. Das Gebot der Stunde heißt deshalb Arbeitgeberattraktivität, und zwar für beide Zielgruppen: Der Mitarbeiterbestand schafft Konstanz und Planungssicherheit, Neueinstellungen zünden die nächste Wachstumsstufe.

Wie wird ein Unternehmen attraktiv?

Es zählen die inneren Werte. Entscheidend bei der Mitarbeiterbindung sind das Betriebsklima und die Kultur, kurz: der Umgang miteinander. Zudem muss der Arbeitsplatz sicher und mit dem Privatleben vereinbar sein. Wertschätzung, Anerkennung und persönliche Entfaltung sind wichtige Faktoren des Arbeitsverhältnisses. Das Gehalt ist sekundär, es wirkt nicht als Motivator, sondern ist schlicht ein Hygienefaktor. Nur selten vermag es einen ungewollten Abgang zu verhindern.

Mitarbeiterbindung und Neuakquise entwickeln sich zu einem komplexen Problem. Die Variablen sind vielfältig. Immer mehr Personaler suchen deshalb nach neuen Lösungen und Konzepten. Alleinstellungsmerkmale sollen Abgänge reduzieren und Talente in großer Zahl anlocken. Der Schlüssel dazu liegt in innovativen Lohnnebenleistungen, welche Mitarbeiter motivieren und Unternehmen modern und attraktiv positionieren.

Fringe Benefits gewinnen an Bedeutung

Motivierte Arbeitnehmer identifizieren sich stärker mit ihrem Unternehmen und ihrer Aufgabe. Sie sind loyaler gegenüber ihrem Arbeitgeber und mindern damit den Fachkräftemangel. Zudem weisen engagierte Mitarbeiter weniger krankheitsbedingte Fehltage auf – ein positiver Nebeneffekt, der die Personalplanung sicherer macht und gleichzeitig Kosten ungewünschter Absenzen reduziert.

Alle Mitarbeiter sollten gleichermaßen motiviert werden. Viele Lohnnebenleistungen erfüllen dieses Kriterium aber nur bedingt. Beispielsweise erfreut sich kaum ein älterer Kollege ob der betriebseigenen Kindertagesstätte. Die Möglichkeit eines Sabbaticals hingegen wird von Berufseinsteigern wohl eher mit einem gelangweilten Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und eine ausgewogene Work-Life-Balance scheinen in der Breite Interesse zu wecken, doch sind solche „Leistungen“ längst zum Standard eines modernen Arbeitgebers geworden. Als „unique selling proposition“ sind sie kaum geeignet. 

Die Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal

Die Auswahl möglicher Benefits ist groß, neue Angebote kommen dauernd hinzu. Der Markt hat den Bedarf erkannt und arbeitet an mehr oder weniger innovativen und zielführenden Ideen. Personaler suchen Lohnnebenleistungen, die den Arbeitgeber einerseits im „War for Talents“ attraktiver positionieren, andererseits aber auch für alle bestehenden Mitarbeiter den gewünschten motivationssteigernden Effekt erzielen.

Der Blick über die Landesgrenze zeigt, dass sich schweizerische und niederländische Unternehmen vergleichsweise stark im Rahmen der betrieblichen Vorsorge engagieren. Was in diesen Ländern staatlicher Verordnung folgt, bietet deutschen Unternehmen eine gute Möglichkeit zur emotionalen Positionierung. Insbesondere die finanziellen Folgen einer Invalidität oder eines Todesfalls sind einschneidend und aufgrund fehlender Regulierung für die meisten Deutschen existenzbedrohend. Unternehmen bieten vereinzelt bereits Programme zur betrieblichen Krankenversicherung oder Altersvorsorge an, die biometrische Absicherung hingegen ist in der Liste der Versicherungsleistungen meist nicht auffindbar. Springen Arbeitgeber in diese Lücke, bieten sie einen echten, bislang selten gesehenen Mehrwert.

Umdenken findet statt

Die Arbeitskraft ist zentral. Wird diese aufgrund einer langwierigen Krankheit beeinträchtigt, schadet dies dem Arbeitnehmer wie auch dem Arbeitgeber. Ein Ausfall verschärft den Fachkräftemangel, und Angestellte driften womöglich in die Sozialhilfe ab. Das Gebot der Stunde lautet „Fachkräfte binden“ – auch bei erkrankten Kollegen.

Innovative Programme zur betrieblichen Einkommenssicherung werden seit Kurzem auch in Deutschland angeboten. Diese Versicherungslösungen verbinden idealerweise Rentenleistungen bei Berufsunfähigkeit und vorgelagerten Reintegrationsmaßnahmen. Mit Hilfe von begleitenden Care Managern helfen Versicherer bei der Wiedereingliederung betroffener Mitarbeiter und unterstützen so Arbeitgeber bei deren Verpflichtungen im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements BEM. Mit Lösungen, die eine Kombination aus finanziellem Fallschirm und Maßnahmen zum Erhalt der Arbeitskraft sind und in jedem Fall den gewohnten Lebensstandard sichern. Und welche dank des Engagements des Arbeitgebers, der seine soziale Verantwortung wahrnimmt und sich um seine Mitarbeiter kümmert, möglich werden. Das sind Werte, die im kompetitiven Umfeld des Arbeitsmarkts zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Für alle etwas dabei

Beide Seiten profitieren. Aufgrund professioneller Reintegrationsmaßnahmen verringern sich die Kosten krankheitsbedingter Absenzen. Gleichzeitig wird der Fachkräftemangel gemindert, da wegen der Wiedereingliederung weniger Mitarbeiter ersetzt werden müssen. Der Arbeitgeber erhält ein Instrument zur attraktiven Positionierung im Arbeitsmarkt und verhindert ungewollte Kündigungen. Mitarbeiter erhalten ihrerseits finanzielle Stabilität und – gleichermaßen wichtig – eine unterstützende Hand im Krankheitsfall. Das sind Leistungen, die vielen Arbeitnehmern individuell verwehrt sind, durch den Arbeitgeber aber aufgrund seiner Einkaufsmacht realisierbar werden.

Lohnnebenleistungen sind ein probates Mittel zur Mitarbeitermotivation. Emotionale Benefits lassen sich zudem gut kommunizieren. Fällt ein Mitarbeiter krankheitsbedingt aus und erhält Hilfestellung bzw. eine Betriebsrente seines Arbeitgebers, hat dies einen ungeahnt positiven Effekt über die eigene Belegschaft hinaus. Deshalb gilt: Unternehmer, haltet Eure Fachkräfte, denn die Mitarbeiterbindung entschärft den Fachkräftemangel markant.

Zur Person
Lucas Müller
CEO elipsLife Deutschland

Fachartikel «Halte Deine Fachkräfte»

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